Migrations- und kulturspezifischer Kinderschutz

Anlass

Der Bedeutungszuwachs des Kinderschutzes ist seit Jahren ungebrochen (vgl. https://www.dji.de/themen/jugend/kinder-und-jugendhilfereport-2018.html). Handeln im Kinderschutz ist anspruchsvoll, es birgt zahlreiche Unsicherheiten bei gleichzeitig hoher Verantwortung der handelnden Akteure. Die Unsicherheiten auf Seiten der Fachkräfte, so zeigen u.a. Ergebnisse eines dreijährigen Modellprojekts des ism (vgl. Jagusch/Sievers/Teupe 2012), steigern sich deutlich, wenn es um die Umsetzung des Schutzauftrags in und mit Familien mit Zuwanderungsgeschichte geht. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Sprachliche Barrieren, den Fachkräften eher fremde kulturelle Hintergründe und Erziehungsvorstellungen sowie damit einhergehende Unsicherheiten bzgl. der Gefährdungseinschätzung und der konkreten Gestaltung der Zusammenarbeit mit den Familien, ebenso spezifische Lebenssituationen und Gefährdungslagen (z.B. weibliche Genitalbeschneidung). 

Folge solcher Unsicherheiten ist ein mitunter nicht hinreichender Schutz von Kindern und Jugendlichen aus zugewanderten Familien – etwa, weil Hilfen und Schutzmaßnahmen trotz gesehener Kindeswohlgefährdung seltener eingesetzt werden oder weil im Falle ihres Einsatzes diese weniger erfolgreich verlaufen (vgl. ebd.). 

Ziel

Ziel des Projekts ist es, einen Beitrag zur bedarfsgerechten Ausgestaltung des präventiven wie intervenierenden Kinderschutzes für Familien mit Zuwanderungsgeschichte (aus Drittstaaten) zu leisten. Mütter und Väter mit Migrationsgeschichte sollen im Bedarfsfall hilfreich beraten, begleitet und unterstützt werden, um ihrer Elternverantwortung bestmöglich gerecht zu werden. Gleichzeitig sollen Kinder bzw. Jugendliche aus Familien mit Zuwanderungsgeschichte gefördert, begleitet und im Bedarfsfall vor Beeinträchtigungen oder Schädigungen in ihrer Entwicklung wirksam geschützt werden. 
Im Rahmen des dreijährigen Modellprojekts sollen Spezifika in der Umsetzung des Schutzauftrags in und mit Familien mit Zuwanderungsgeschichte näher beleuchtet und bearbeitet werden, um hierüber die Handlungssicherheit von Fachkräften im Kinderschutz zu stärken.  

Leistungen 

Handlungssicherheit wird gestärkt durch die Erarbeitung fachlicher Grundhaltungen, praxisorientiertes Fachwissen, reflektierte Erfahrungen, Austausch und konzeptionelle Rahmungen. Im Projekt wird für den kultur- und migrationsspezifischen Kinderschutz relevantes Wissen recherchiert und für den Kontext Kinderschutz aufbereitet, zudem wird neues Wissen über eigene Praxisforschungsanteile generiert. Konzeptbausteine für eine interkulturelle Öffnung im Kinderschutz werden gemeinsam mit Fachkräften erarbeitet, unter anderem auch auf Grundlage der Auswertung von Fallverläufen. Schließlich werden unterschiedliche Fortbildungsformate für Fachkräfte mit eigenem Schutzauftrag während der Projektlaufzeit angeboten – von halb-, ein- oder zweitägigen Fortbildungen für Teams oder institutionen- und professionsübergreifende Netzwerke bis hin zu modularen Qualifizierungsreihen für insoweit erfahrene Fachkräfte.